Beispielfall

Einmal mehr unterwegs, irgendwo in Nordwestdeutschland. Ich hatte eine Anfahrt von über einhundert Kilometern und freute mich deshalb besonders, dass die Terminabsprache funktionierte.

In dem alten Bauernhaus wurde eine tropfende Wasserleitung im Teilkeller beklagt. Damit schieden in den Überlegungen zur Vorgehensweise bei der Ortung der Leckage die sogenannten Langzeitschäden z. B. aufsteigendes Grundwasser, Kondensatschäden oder Lüftungsmängel vorab aus. Vor Ort konnte durch Befragung der Bewohner ein Defekt an der Heizungsanlage ebenfalls als Ursache ausgeschlossen werden. Die Heizungsanlage wies keinen Druckverlust auf und war in der vergangenen Zeit nicht ausgefallen. Das bedeutete, das austretende Wasser konnte nicht von einer Leckage in den Heizungsrohren herrühren.

FallbeispielZur Eingrenzung des Schadens vor Ort erfolgten zu Beginn Messungen der Feuchtigkeitsverteilung in den Wänden der Räume im Erdgeschoss. Bei dem verwendeten Gerät handelt es sich um eine sog. "Kugelkopf-Sonde". Dies ist eine "Aktiv-Elektrode" die zur schnellen Abschätzung der Feuchtigkeitsverteilung in abgebundenen Baustoffen durch kapazitive Hochfrequenz-Messverfahren mit widerstands- und zerstörungsarmer Baufeuchte-Indikation dient. Einfach gesagt, misst man die Leitfähigkeit eines Stoffes. Es waren nur in einer Wand zwischen der Küche und dem Badezimmer erhöhte Messwerte feststellbar.

Bereits vor dem Ortstermin hatte der Klempner eine Sichtöffnung in der Badewannenabmauerung hergestellt, um sich den Siphon anzusehen. Diesen hatte er als Ursache des Schadens vermutet, jedoch keinen Defekt festgestellt. Der bereits geöffnete Bereich unter der Badewanne wurde bei dem Ortstermin von mir ebenfalls ohne positives Ergebnis untersucht.

Einen Schaden an den Abwasserleitungen schloss ich aus Erfahrung aus, da an der Austrittstelle des Wassers im Keller ein kontinuierlicher, wenn auch geringer, Wasseraustritt (ca. 1 Tropfen pro Minute) vorhanden war. Das Wasser tropfte an einer mit Kunststoff ummantelten Warmwasserleitung herab. Diese war mit fünf weiteren Druckwasserleitungen durch die gebäudemittige Außenwand des Teilkellers unter der Kellerdecke verlegt.
Es wurde eine Druckprobe auf der Warm- und der Kaltwasserleitung im Erdgeschoss durchgeführt. Durch diese sollte durch einen ggf. festgestellten Druckverlust eine Eingrenzung auf eine bestimmte Leitung erfolgen. Als problematisch stellte sich dabei heraus, dass zwar für jede Rohrleitung (Kalt-, Warm-, Zirkulationsleitung) ein Absperrhahn vorhanden war, diese aber nicht richtig schlossen, so dass aus den anderen Leitungen immer wieder Wasser nachdrückte. Die Hauptwasserzufuhr wurde daraufhin an der Wasseruhr abgestellt.

Bei der Druckprobe wurde Druckverlust gemessen. Normalerweise ein Indiz für eine Leckage, was aber in diesem Fall nicht weiterhalf, da die obere Wohnung ebenfalls von der Hauptwasserzufuhr versorgt wurde. Es konnte also nicht ausgeschlossen werden, dass ein Wasserverbraucher in der anderen Wohnung vorhanden war. Eine Überprüfung konnte nicht erfolgen, da die Bewohner nicht anwesend waren.

Als nächste Maßnahme wurde die Lage der Wasserrohre im Badezimmerfußboden des Erdgeschosses bestimmt. Der Einsatz der Thermografie-Kamera war hierbei erfolglos. Mit einem sog. "FERROPHON" zur Ortung von Rohr- und Kabelsystemen durch Nutzung elektromagnetischer Felder konnten die Wasserrohre eingemessen werden. Es besteht die Möglichkeit, T-Stücke oder Rohrbögen zu finden, welche nicht selten Leckagen aufweisen.

Der Einsatz von elektroakustischen Hilfsmitteln brachte keinen Aufschluss, da Austrittsgeräusche von einer nicht gehört werden konnten.

FallbeispielAls weiteres technisches Hilfsmittel wurde die Tracergas-Messtechnik eingesetzt. Die Wasserleitungen wurden entleert und mit dem speziellen Ortungsgas gefüllt. Dieses Mischgas beinhaltet u.a. einen Anteil von 5 % Wasserstoff. Es ist hochflüchtig, soll durch die undichten Stellen der Wasserleitungen austreten und wird mit einem Gasspürgerät nachgewiesen. Durch einen Gasaustritt bekommt man einen Hinweis auf das Vorhandensein eines Lecks, bestenfalls lässt sich die Lage des Rohrbruchs eingrenzen. Bei der Messung wurde im Badezimmer kein Austritt von Ortungsgas festgestellt. Lediglich im Keller, wo die Rohrleitungen durch die Kelleraußenwand geführt wurden, konnte ein leichter Ausschlag des Spürgeräts festgestellt werden.

Bis hierher gab es keinen eindeutigen Hinweis bzw. keine Bestätigung einer in der Warmwasserleitung, an der im Keller das Wasser herabtropfte.

Durch das o.g. Einmessen des Leitungsverlaufs wurde die Lage eines T-Stücks und eines Rohrbogens im Badezimmerfußboden ermittelt. Zur weiteren Eingrenzung des Schadens war nun eine Bauteilöffnung im Fliesenboden in der Mitte des Badezimmers, wo ein T-Stück eingemessen wurde, erforderlich. Der Bodenaufbau bestand unter den Fliesen aus ca. fünf cm Asphaltestrich welcher auf einer dünnen Trennlage über dem Beton der Sohlplatte verlegt war. Die kunststoffummantelte Warmwasserleitung (Kupfer) war hier ca. zwei cm tief direkt in der Betonsohle verlegt. Die Kaltwasserleitung (Stahl) war zu zwei Dritteln in der Sohle und zu einem Drittel in dem Estrich verlegt und komplett von Beton bzw. Estrich umgeben. Die Rohrleitungen wurden auf ca. fünfzig cm freigelegt und gesäubert. In der Öffnung wurde an den Leitungen leichter Austritt des Ortungsgases gemessen. Es war jedoch kein Austrittgeräusch (Zischen, Blubbern) hörbar. Die Wasserleitungen wurden vom Ortungsgas entleert, wieder mit Wasser befüllt und gespült. Nach kurzer Zeit wurde in der Bauteilöffnung Wasseraustritt beobachtet. Dieser kam allerdings nicht aus der freigelegten Warmwasserleitung, sondern es bildeten sich Tröpfchen auf der Unterseite der Kaltwasserleitung. Diese wurde daraufhin mit einem Endoskop untersucht. Auf der Unterseite der Kaltwasserleitung wurde ein Schaden durch Korrosion gesichtet. Das Wasser trat dort tröpfchenweise aus. Es hatte sich im Asphaltestrich bzw. Beton ca. dreißig cm weiter zu dem nicht ummantelten T-Stück der, ansonsten mit Kunststoff ummantelten, Warmwasserleitung gedrückt. Hier konnte es einen Weg durch die auf der Innenseite mit Rillen versehenen Ummantelung finden und dort, wo diese unterbrochen war, im Keller austreten.

Wasser sucht sich seinen Weg…